Text zur Luxemburg-Liebknecht-Gedenkdemonstration

 
Solange wir kämpfen, seid ihr nicht vergessen – für eine internationale queerfeministische Praxis
 
Am letzten Wochenende beteiligten wir uns auch an der sogenannten LL Demo. Diese Demo wird von einem sehr breiten Bündnis jährlich in Gedenken an die zwei Sozialist*innen Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht organisiert. Sie wurden im Januar 1919 von FreikorpSoldaten grausam ermordet, da sie für die Revolution einstanden und bis an ihr Lebensende für eine freie Räterepulik kämpften. Es wurde versucht, die Ermordung der zwei zu vertuschen, in dem man die Leichen in den Landwehrkanal warf. Die zwei Offiziere, die maßgeblich an der Ermordung beteiligt waren, wurden freigesprochen. Und wer hat das veranlasst? Die SPD. 
Diese anti-kommunistische und anti-emanzipatorische Partei sorgte nicht nur in diesem Fall dafür, Werte, die sie sich auf die Fahne schreibt, wie „sozial“ oder „demokratisch“, zu verunglimpfen. 
Aber dazu später mehr. 
 
Wir erinnern heute unter anderem an diese zwei großen Namen der Widerstandgeschichte Deutschlands. Wir wollen jedoch nicht nur einmal jährlich diesen zwei Menschen gedenken . Wir sehen diese Beiden als Stellvertreter*innen für alle, die diesem System zum Opfer fielen.
Wir stellen uns die Frage, wie wir Erinnerungskultur hierzulande stärken können; was Gedenken eigentlich bedeutet. 
Wir wollen aktiv an die Genoss*innen erinnern. Für uns heißt das vor allem, dass wir uns ihre Ideen und Utopien ins Gedächtnis rufen und dafür sorgen, dass dieses Erbe von allen Revolutionär*innen weitergetragen wird. Um diesem Erbe gerecht zu werden, müssen wir diese Ideen weiterdenken, analysieren und in unsere Kämpfe, vor allem in unsere Praxis miteinbeziehen. Das ist die wertvollste Form des Erinnerns. Denn nur so erhalten wir sie am Leben. 
Und dies wollen wir nicht nur einmal im Jahr tun, wir fordern eine ganzheitliche Erinnerungskultur.
Wer also war Rosa Luxemburg? Wofür hat sie gekämpft?
Sie hat sich zwar nie selbst als Feministin bezeichnet, doch ihr Ziel einer proletarischen Revolution ging für sie nur Hand in Hand mit der Befreiung der Frau. Sie erkannte schon früh, dass Feminismus intersektional gedacht werden muss. Solidarität mit den Frauen im globalen Süden gehörte für sie genauso dazu, wie das Zusammendenken von anderen Unterdrückungsformen, zum Beispiel Klassismus, Rassismus oder Sexismus. Neben ihrem starken kampf gegen Rüstung und Militarismus, setzte sich Rosa lautstark für das Frauenwahlrecht ein. Gemeinsam mit Clara Zetkin stärkte sie die Autonomie und die Organisierung der Frauen mit der ersten internationalen Frauenkonferenz im Jahr 1907, dem ersten internationalem Frauentag am 8. März 1911 und der Frauen Anti-Kriegs-Konferenz im Jahr 1915. Aus der internationalen Frauenkonferenz gründeten sich anschließend in 15 Ländern autonome Frauengruppen. Auch hundert Jahre später sind diese Ideen hochaktuell und aus unseren aktuellen Kämpfen nicht rauszudenken. 
Dass die Stärke und der Kampfgeist, welche mit der Selbstorganisierung von FLINT*Personen verbunden ist, dem Staat ein sehr spitzer Dorn im Auge ist, zeigt sich in den systematischen Tötungen jener FLINTA*, die entschlossen für ihre Befreiung aus den Klauen des Patriarchats kämpfen.
Unzählige solcher Femizide können wir sehen. 
Vor 8 Jahren wurden 3 Frauen tot in einer Wohnung in Paris aufgefunden, bei diesen 3 Frauen handelt es sich um Sakine Cansiz, Leyla Salymez und Fidan Dogan.
Sie waren Frauen, welche ihr ganzes Leben dem Kampf für eine freie Gesellschaft widmeten und voller Leidenschaft für emanzipatorische Ideen einstanden. Im Gedenken an diese 3 Frauen müssen wir uns in Erinnerung rufen, was ihre Kämpfe ausgemacht haben und warum es wichtig ist, diese Kämpfe weiterzuführen.
Sakine baute die Frauenbefreiungsbewegung in Kurdistan mit auf und beteiligte sich an der Gründung der PKK, sie gilt als eine Vordenker*innen der Bewegung. Sie sah die Notwendigkeit des Internationalismus in revolutionären Kämpfen und eignete sich Wissen zu vielen Frauenbewegungen weltweit an.
Für sie war die Frauenbefreiung ein Grundbaustein einer befreiten Gesellschaft. 
 
Auch hier gilt es hervorzuheben, welchen Hintergrund diese Morde haben. Sie dienen dem Staat für die Aufrechterhaltung seines unterdrückerischen Systems. Auch diese Frauen sind dem  Staat gefährlich geworden, weil sie nicht nur zugeschaut haben, sondern ihr komplettes Leben dem Kampf gegen diese Zustände gewidmet haben. 
Am 9.1.2013 wurden sie hinterhältig erschossen. Die Morde wurden bis heute noch nicht offiziell aufgeklärt. Dass aber der türkische Geheimdienst MIT dahinter steckt, ist mittlerweile zweifelsfrei nachgewiesen.
Die Verflechtungen dieses Geheimdienstes und der faschistischen und FLINTA*-feindlichen Politik der Türkei mit Deutschland sind sehr eng. 
Bereits ab den 60ern begann eine sehr enge Kooperation des MIT mit dem BND. Der Informationsaustausch beider Geheimdienste war immer sehr hoch. Auch sorgte Keßling (Vizepräsident des BND in den 80ern) dafür, das der MIT stets mit Überwachungs- und Spionagetechnik aus der Bundesrepublik ausgestattet wurde. Noch heute wird die Arbeit des MIT, wie zum Beispiel die Repression gegen oppositionelle Bewegungen, von Deutschland hingenommen, sogar unterstützt. Man könne es sich schließlich nicht erlauben, dass wirtschaftliche Beziehungen mit der Türkei darunter leiden. Schließlich führt Deutschland, allen voran Heiko Maas, Außenminister und SPD Politiker, nach wie vor seine kriegstreiberische Politik und profitiert vom Angriffskrieg der Türkei, indem immer weiter Waffen und Kriegstechnik in die Türkei exportiert werden
Es wird also zugeschaut, wie Menschen in benachbarten Ländern aufgrund von politischer Machthabe ermordet werden. 
Nicht nur aus diesem Grund ist es wichtig, die Verflechtungen der Herrschenden international aufzudecken. Unterdrückungsmechanismen, die auf dem Patriarchat aufbauen, sind weltweit präsent. Also müssen wir auch die Kämpfe dagegen weltweit miteinander verbunden sehen.
Wir müssen die Ideen dieser Frauen miteinander verflochten betrachten.
Wir können es nur noch mal betonen, lasst uns die Praxis der ermordeten Vordenker*innen queerfeministischer Kämpfe ins Gedächtnis rufen und von ihnen lernen und somit an sie erinnern.
 
Damals wie heute werden unzählige FLINT*Personen mit der Legitimation des Patriarchats ermordet. Rosa, Sakine, Leyla und Fidan sind nur ein paar wenige Namen. Das Patriarchat legitimiert sich durch die FLINT*feindliche Politik des Staates. Feminizide geschehen, weil die  Herrschenden meinen, sie könnten über das Leben von FLINT*Personen entscheiden.
Und das geschieht weltweit. Folglich müssen wir uns auch weltweit zusammenschließen und unsere Kämpfe miteinander verbinden. 
Wir müssen uns die Stärke, die Rosa, Sakine, Leyla, Fidan und noch viele andere FLINT*Personen, in der Selbstorganisierung gezeigt haben, in Erinnerung rufen und unseren Kampf international denken. Denn solange nur eine einzige FLINT*Person auf dieser Welt unterdrückt wird, sind wir noch nicht befreit. 
Wir müssen von allen Genoss*innen lernen, die von diesem System ermordet wurden. Zwar haben sie ihr physisches Leben verloren, aber ihren Kampfgeist tragen wir weiter. Sie sind unsterblich, solange wir weiter für eine Welt ohne Patriarchat und Ausbeutung kämpfen.
 
Für eine internationalistische queerfeministische Praxis!