“Ihr seid keine Sicherheit”
Unseren Redebeitrag zu dieser Demo findet ihr hier.
Heute ist der 8. Mai, der Tag an dem die Rote Armee über das Nazi-Regime siegte. Wir stehen heute auf den Straßen um den Heldinnentaten der Befreierinnen zu gedenken und an sie zu erinnern.
Doch während sich die USA als Befreier rühmt, werden die Rote Armee und andere antifaschistische Kräfte in ihrer Funktion oft außen vor gelassen. Wie kann es sein, dass ein zutiefst kolonialistischer, imperialistischer und rassistischer Staat, immer als erstes genannt wird, wenn es um die Befreiung vom Faschismus geht.
Ein Staat, den es ohne Faschismus nicht geben würde? Da haut etwas nicht hin.
Vorallem wenn mit Befreiung gemeint ist, nicht den Ursprung des Faschismus zu bekämpfen. Nämlich rassistisches und antisemitisches Gedankengut. Das Versagen darin sieht man, dass noch heute Behörden existieren, die damals von Nazis mit aufgebaut wurden. Um nur ein Beispiel zu nennen: Die Bundeswehr wurde von Faschisten gegründet, die in der Wehrmacht schon das Sagen hatten.
Da wären wir also mit der sogenannten Entnazifizierung. Heute steht rassistische Polizeigewalt an der Tagesordnung, Aufenthaltsgenehmigungen werden von Behörden verwaltet, die das Kriegsgebiet Afgahnistan als sicheres Herkunftsland bewerten oder Waffenlieferungen an faschistische Dikatoren wie Erdogan. Diese Liste könnte ewig weiter geführt werden.
Warum also jubeln wir am 8. Mai den USA und anderen Kolonialstaaten wie Frankreich und England zu?!
Ja auch Frankreich ist ganz und gar nicht unschuldig. Frankreich ist einer der größten Kolonialstaaten. Sie haben auch heute noch großen Einfluss auf ihre kolonialisierten Gebiete – was sie übrigens abstreiten. Eins dieser Gebiete ist Algerien in Nordafrika. Die Franzosen versprachenden Algerier*innen, die an deren Seite gegen Hitler kämpfen mussten, sogar die Unabhängigkeit, sobald sie ihre eigene erlangten. Also strömten auch in Algerien am 8. Mai, als über Deutschland gesiegt wurde, zehntausende Menschen auf die Straße um nun auch ihre Unabhängigkeit zu feiern. Der Junge Saal Bouzid wollte seine Freude über seine nun erlangte Freiheit zum Ausdruck bringen und schwenkte zum ersten Mal die algerische Flagge. Frankreich machte aber schnell deutlich, dass sie ihr Versprechen nicht halten und jeden Aufstand dagegen nicht dulden würden. Sie erschossen den Jungen und gingen auch im gesamten Rest von Algerien, wo sich der Auftstand schon regte sehr grausam gegen die Demonstrierenden vor. Insgesamt wurden 45.000 Menschen ermordet. Diese Niederschlagung von dem Aufstand ist als das Massaker von Sétif bekannt.
Obwohl seit 1962 Algerien angeblich unabhängig ist, hat Frankreich immer noch in sehr vielen Bereichen seine Finger im Spiel. Die Unabhängigkeit findet nicht mal auf dem Papier statt. Durch wirtschaftliche Bindungen nutzt Frankreich weiterhin seine Macht als Kolonialstaat aus.
Aber auch die Bevölkerung Algeriens hat genug von Konolialherrschaft. Seit zwei Jahren gibt es die Hirak-Bewegung. Jeden Freitag gehen tausende Menschen auf die Straße. Sie fordern den Rücktritt der Regierung, die die Bindungen mit Frankreich aufrecht erhält. Somit fordern sie die vollständige Unabhängigkeit Algeriens.
Wenn wir also heute am 8. Mai auf die Straße gehen, dürfen wir dieses Massaker nicht verschweigen.
Wenn wir von dem Kampf gegen den Faschismsus und all seine Facetten wie Kolonialismus und Kapitalismus reden, dürfen wir uns nicht auf die jenigen verlassen, die diese Mechanismen aufrecht erhalten. Gerade heute, jubeln wir nicht diesen Kolonialstaaten zu, wir jubeln antifaschistischen solidarischen Kräften zu, die in der Geschichtsschreibung unsichtbar gemacht werden.
Was wir brauchen sind keine rassistischen Behörden und Staaten die angeblich gegen Rechts agieren.
Wir brauchen einen selbstorganisierten Antifaschismus.
Wir dürfen die Geschichte der Kämper*innen vor unserer zeit somit unseren Vorreiter*innen nicht vergessen. Denn wir lernen aus ihren Kämpfen. Wir führen ihre Kämpfe, die zu unseren werden weiter. Heute sollte allen Menschen bewusst werden, was Antifaschismus mit Antikolonialismus und Antiimperialismus zu tun hat. Diese Kämpfe gehen Hand in Hand. Sie sind legitim und gehören nicht kriminalisiert!
Wir solidarisieren uns also mit allen Völkern der Welt, die sich heute noch von Kolonialismus, Faschismus und Apartheid befreien müssen. Ohne Solidarität sind Kämpfe schwach und ohne Kämpfe gegen Unterdrückung gibt es keine Solidarität.
Also sind wir heute laut. Heute – Morgen – Ja wir werde laut sein bis zur internationalen Befreiung!
Hoch die internationale Solidarität!